16.01.2017
0

2. Das Suchtgefährdungspotenzial von Texas Hold´em Online-Poker

In Zusammenarbeit mit GAMING LAW REVIEW AND ECONOMICS möchten wir Sie in dieser Ausgabe des TLN auf den folgenden Aufsatz aufmerksam machen: Measuring and Evaluating the Potential Addiction Risk of the Online Poker Game Texas Hold’em No Limit, veröffentlicht in GAMING LAW REVIEW AND ECONOMICS, Volume 16, Nummer 12, 2012 (abrufbar bis 12. Februar 2013):
Der Aufsatz stellt die Ergebnisse der gleichnamigen empirischen Studie vor, die durch interdisziplinäre Experten validiert wurde.
Hauptresultat der Studie ist die Einstufung des Suchtgefährdungspotenzials von Texas Hold`em Poker als „mittel“ und damit auf der gleichen Stufe wie Sportwetten.
Die Ergebnisse dieser Studie werfen Fragen zur Notwendigkeit einer europaweiten Regulierung von Poker auf. Außerdem vergrößern sich dadurch die Zweifel an der Kohärenz und Konsistenz der deutschen Glücksspielregulierung.
Während das nördlichste Bundesland Schleswig-Holstein bereits mehr als 20 Lizenzen an Anbieter von Online-Casino vergeben hat, einschließlich der Marktführer im Online-Poker Bereich, sieht der neue Glücksspielstaatsvertrag immer noch ein gesetzliches Verbot von Online-Casinospielen vor. Das Verbot beinhaltet Online-Poker und lässt somit diesen riesigen Markt unkontrolliert. Darüber hinaus tragen die uneinheitlichen nationalen Regulierungsrahmen für Online-Poker innerhalb der Europäischen Union dazu bei, dass sowohl bei Spielern als auch bei Anbietern ein hohes Maß an Rechtsunsicherheit herrscht (mehr zu den Auswirkungen dieses Szenarios im Beitrag zu den Vorlagefragen des BGH an den EuGH, ab Seite 2 dieses Newsletters).
Die Studie betont zudem, dass Deutschland trotz des gesetzlichen Verbots von Online-Poker zum weltweit zweitgrößten Markt für Online-Poker wurde. Als Folge des Verbots und der uneinheitlichen nationalen Rahmenbedingungen innerhalb der Europäischen Union werden Spieler in Grau- oder Schwarzmärkte „gedrängt“, was sich nicht nur nachteilig auf die Sucht- und Geldwäschebekämpfung auswirkt, sondern auch Steuereinnahmen des Staates verhindert.
Die Ergebnisse der Studie sprechen für eine unvoreingenommene Überprüfung des Regulierungsmaßes des Online-Glücksspielmarkts und erst recht des Online-Pokermarkts. Hoffentlich kann diese Studie dazu beitragen, dass einige deutsche und europäische Politiker ihre Vorbehalte gegen eine Regulierung von Online-Poker auf nationaler und EU-Ebene überdenken.
Ob Politiker oder nicht, TIME Law News empfiehlt allen interessierten Lesern die Lektüre des Artikels: http://online.liebertpub.com/doi/pdfplus/10.1089/glre.2012.16125 (abrufbar bis 12. Februar 2013).