01.10.2010
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SPONSORs: Freudentränen

Ein Artikel von Dr. Wulf Hambach, veröffentlicht in SPONSORrs10/2010, S. 68

01.10.2010

Als ich zusammen mit meinen Kanzleikollegen im Jahr 2006 einen Antrag beim schleswig-holsteinischen Finanzministerium stellte, um dem gibraltarischen Online-Gaming-Anbieter Carmen Media Ltd. den Zugang zum dortigen Sportwettenmarkt zu gewährleisten, war uns natürlich klar: Erst kippen wir das deutsche Wettmonopol vor dem EuGH und dann kann unser Mandant auf den deutschen Wettmarkt. Spaß beiseite – mit diesem Rechtsstreit bis nach Luxemburg zu kommen und am Ende auch noch zu gewinnen war so wahrscheinlich, wie aus einer Dorfmannschaft eine Top-Bundesliga-Mannschaft zu formen.

Zumindest bislang. Denn nach dem EuGH-Urteil vom 8. September dürfte den 16 Ministerpräsidenten die Lust an einer Monopollösung vergangen sein. Damit sollte nun der Weg frei sein für die Aufhebung des Veranstaltungs- und Werbeverbots für EU-lizenziertes Online-Glücksspiel.

Bundesliga-Clubs werden damit wahrscheinlich bald selbst die Möglichkeit haben, für dann in Deutschland lizenzierte Sportwetten- oder Online-Pokeranbieter wie Bwin.de oder Pokerstars.de zu werben. Allein das Potenzial für Sponsoringdeals, das die Online-Wettbranche bald mit nach Deutschland bringen könnte, sollte den Marketing- und Finanzchefs der Branche  Freudentränen in die Augen treiben. So wurde nach Schätzungen der Remote Gambling Association allein der neunmalige Champions-League-Sieger Real Madrid vom Online-Sportwettenanbieter Bwin innerhalb eines Dreijahreszeitraumes mit bis zu 45 Millionen Euro gesponsert.

Was noch in Deutschland unterschätzt wird – der Wirtschaftsfaktor Online-Poker kann mit dem der Sportwette durchaus mithalten: So würde der weltweit größte Online-Pokeranbieter Pokerstars nach Erhalt einer deutschen Lizenz mit einem geschätzten Werbebudget von circa 50 Millionen Euro pro Jahr an den Start gehen und wohl – wie in Frankreich mit dem Rugby-Star Sebastien Chabal oder in Italien mit dem Torwart-Star Gigi Buffon geschehen – mit Stars aus der deutschen Sportwelt mächtige Sponsoringdeals abschließen.

Spätestens ab 2012 sollte es für den FC Bayern München dann auch möglich sein, Einladungen zu Freundschaftsspielen ohne Dresscode-Zusatz („Bwin-Trikots unerwünscht“) nach Madrid oder Mailand zu verschicken. Das „Wunder von Schleswig“ wäre vollbracht.

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